Kontext:
Die International Financial Accounting Standards sind grundsätzlich nicht maßgeblich für das deutsche Steuerrecht. Im Bereich der Zinsschrankenregelung hat der Gesetzgeber jedoch Bezug genommen. Neben den dem Besteuerungspraktiker bekannten Fragen der Anwendung der IFRS zur Ermittlung der inländischen Steuerschuld wirft diese neue Maßgeblichkeit verfassungs- und europarechtliche Fragestellungen auf, die wissenschaftlich noch näher zu untersuchen sind.
Inhalt:
Die Dissertation Zinsschranke und IFRS von Alexander Kersten ist in zwei Teile mit insgesamt fünf Kapiteln gegliedert. Nach einer Einleitung werden in einem ersten allgemeinen Teil mit Kapitel eins die Grundlagen mit Zweck und Rechtfertigung der Zinsschranke, deren Konzept und Systematik sowie der europa- und verfassungsrechtliche Rahmen aufgezeigt. Kapitel zwei beschreibt den Regelungsgehalt der Zinsschranke nach § 4h EStG, § 8a KStG: Der Betriebsbegriff im Sinne der Zinsschranke, die Definition von Zinsen sowie die Funktionsweise von Abzugsverbot und Zinsvortrag werden ebenso erläutert wie die Freigrenze, die Konzernklausel sowie der Eigenkapitalvergleich (sog. Ausnahmetatbestände). In diesem Zusammenhang geht Kersten auf grundlegende Einwendungen nach Grundgesetz sowie Europarecht gegen die Zinsschrankensystematik ein. Mit Kapitel drei werden die IFRS auf die Vereinbarkeit mit deutschem Steuerrecht untersucht. Die historische Entwicklung der Rechnungslegung innerhalb der europäischen Union sowie durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) in Deutschland werden dargelegt, um sodann die grundlegenden Unterschiede der Rechnungslegungsvorschriften sowie die Frage der Systemtauglichkeit der IFRS für die deutsche Gewinnermittlung nach ökonomischen sowie rechtlichen Kriterien zu analysieren.
Der zweite besondere Teil der Dissertation zeigt die Maßgeblichkeit der IFRS anhand der geltenden Zinsschrankenregelung auf. Mit Kapitel vier wird die Konzernzugehörigkeit im Rahmen der Zinsschranke, insbesondere der steuerliche Konsolidierungskreis in Abgrenzung zu dem nach IFRS, dargelegt. Zweifelsfälle wie Zweckgesellschaften, unwesentliche Tochterunternehmen oder nicht voll konsolidierte Gemeinschafts- oder assoziierte Unternehmen werden ebenso aufgezeigt wie andere Sonderfälle etwa die mit Personenspitzenunternehmen oder einer atypisch stillen Gesellschaft. Kapitel fünf geht auf den IFRS-Bezug für Zwecke des Eigenkapitalvergleichs ein. Die Ermittlung der Konzerneigenkapitalquote als Vergleichsmaßstab zu der des einzelnen Betriebs im Sinne der Zinsschranke steht hierbei im Fokus.
Am Ende der Untersuchung werden die Ergebnisse zusammengefasst und ein Literaturverzeichnis bereitgestellt. Der Rechtsstand der Ausführungen entspricht dem im November 2011.
Empfehlung:
Die Dissertation Zinsschranke und IFRS von Kersten leistet einen gelungenen Beitrag zum Stand der Forschung. Die Ausführungen sind dabei präzise formuliert und fundiert mit Quellen versehen.
Zinsschranke und IFRS
Rechtssystematische Einordnung einer punktuellen Maßgeblichkeit der IFRS im Steuerrecht am Beispiel der Zinsschranke
Kersten
Hardcover, 369 Seiten
Dissertation, erschienen 2012 im Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-631-63273-4