Kontext:
Suchmaschinenbetreiber haben durch entsprechende Darstellung bzw. die Verknüpfung von Suchbegriffen mit Suchergebnissen eine erhebliche Marktmacht. Jeder der beispielsweise Google benutzt, wird die besondere Hervorhebung bestimmter Suchergebnisse kennen. Die rechtliche Analyse der bestehenden Praktiken sowie die Überprüfung vorhandener sowie eventuell zu schaffender Kontrollmechanismen sind Gegenstand der Forschung auf dem Gebiet des Kartellrechts.
Inhalt:
Die Dissertation Marktverlagerung durch Suchmaschinenbetreiber von Max Erhard ist in der Reihe Europäische Hochschulschriften des Peter Lang Verlags erschienen. Die Gliederung erfolgt in sieben Kapitel, wobei die Einführung in das Thema der Marktverlagerung, dem Erfordernis zur Neutralität von Suchmaschinenbetreibern, deren Geschäftsmodell sowie dem daraus entstehenden Gefährdungspotential gewidmet ist. Der Untersuchungsgegenstand, das Ziel sowie der Gang der Untersuchung werden hierbei formuliert.
Kapitel zwei geht auf die Grundlagen des europäischen Kartellrechts ein. Basierend auf Art. 102 AEUV werden die Netzwerk- sowie Lock-In-Effekte im Suchmaschinenmarkt beschrieben und sodann die einzelnen Tatbestandsmerkmale zur beherrschenden Stellung sowie zur Missbrauchshandlung im Detail beschrieben. Es werden dabei der Werbemarkt, der Suchanfragemarkt, der Indexierungsmarkt ebenso dargestellt wie mögliche Behinderungen durch eine Lieferverweigerung oder sogenannte Kopplungsgeschäfte. Die Problematik der Beweisbarkeit sowie der Rechtsdurchsetzung werden gleichfalls aufgegriffen.
Das deutsche Kartellrecht (§ 19 Abs. 2 Nr. 1 und 4 GWB) wird mit Kapitel drei in Kürze angesprochen, bevor das US-Kartellrecht ausführlich mit Kapitel vier aufgezeigt wird. Das Sherman Act mit Erläuterung des monopolisierten Werbemarktes, die Voraussetzungen eines Monopolisierungsversuchs sowie die Beweisbarkeit und Rechtsdurchsetzung nach US-Recht sind Gegenstand der Untersuchungen.
Kapitel fünf zieht ein Zwischenfazit in Form einer rechtsvergleichenden Betrachtung. Kapitel sechs gibt Ausblicke und Erweiterungen mit Handlungsoptionen. Angrenzende Rechtsvorschriften zu nachgelagerten Märkten wie die des Rundfunkstaatsvertrags, des Telekommunikationsgesetzes sowie des Telemediengesetzes werden dabei aufgegriffen und analysiert. Zum Suchmaschinenmarkt werden Vorschläge zu Automatismen, zur Aufspaltung, zur Implementierung öffentlich-rechtlicher Suchmaschinen sowie zu bestimmten Kooperationsverboten gemacht. Kapitel sieben enthält eine thesenförmige Zusammenfassung der Ergebnisse der Dissertation.
Empfehlung:
Die Dissertation Marktverlagerung durch Suchmaschinenbetreiber von Erhard greift ein besonderes und von der Allgemeinheit bisher wenig beachtetes Thema auf. Die kartellrechtliche Würdigung mit rechtsvergleichender Darstellung der Rechtsvorschriften in den USA sowie in Europa ist ein wichtiger Beitrag zum Stand der Forschung.
Marktverlagerung durch Suchmaschinenbetreiber
Suchmaschinenneutralität im europäischen, deutschen und US-amerikanischen Kartellrecht
Erhard
Softcover, 268 Seiten
Dissertation, erschienen 2014 im Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-631-65412-5