Kontext:
Ausländische Kapitalgesellschaften schirmen die dort allokierten Einkünfte grundsätzlich von einer deutschen Besteuerung ab. Die deutschen Steuergesetze sehen für unterschiedliche als rechtsmißbräuchlich betrachtete Gestaltungen mit ausländischen Kapitalgesellschaften verschiedene steuerliche Normen vor, die unter bestimmten Voraussetzungen diese Abschirmwirkung durchbrechen und so eine unmittelbare Besteuerung ermöglichen. Die Komplexität dieser Normen sowie deren Zusammenwirken können als eines der schwierigsten Steuerfachgebiete bezeichnet werden. Die nachfolgend besprochene Arbeit greift einen bedeutenden Aspekt der doppelten Ansässigkeit einer ausländischen Kapitalgesellschaft aufgrund einer inländischen Geschäftsführung auf.
Inhalt:
Die in der Reihe Schriften zum Gesellschafts-, Bilanz- und Unternehmensteuerrecht erschienene Dissertation Die steuerliche Behandlung von Scheinauslandsgesellschaften ist in sieben Kapitel gegliedert. Nach einer Einführung mit Darstellung des Gangs der Untersuchung wird mit Kapitel zwei der Begriff der Scheinauslandsgesellschaft kurz beleuchtet, um dann in einem umfangreichen dritten Kapitel die gesellschafts- sowie europarechtliche Ausgangslage darzustellen. Neben der Sitz- und Gründungstheorie, den europarechtlichen Grundfreiheiten mit dem Einfluss der europäischen Rechtsprechung werden die aktuellen Entwicklungen im deutschen Gesellschaftsrecht dargestellt.
Kapitel vier beschreibt in Kürze das Verhältnis von Zivil- und Steuerrecht und leitet so auf die beiden zentralen Kapitel fünf und sechs über. In diesen werden die steuerliche Behandlung der EU-Scheinauslandsgesellschaft sowie die bestimmter Drittstaatengesellschaften untersucht. Die Untersuchungen gehen von den zentralen Normen in den §§ 1 und 12 des Körperschaftsteuergesetzes aus und beziehen die EU-Rechtsprechung zur Wegzugsbesteuerung ein. Neben zahlreichen weiteren Aspekten werden in Bezug auf das Drittland die DBA-rechtlichen Einflüsse, die Anwendung des Rechtstypenvergleichs sowie etwa die Meistbegünstigungsklausel besprochen. Kapitel sieben stellt die Schlussthesen der Arbeit dar. Der Stand der Dissertation berücksichtigt die Rechtsprechung und Literatur bis September 2012.
Empfehlung:
Die Dissertation Die steuerliche Behandlung von Scheinauslandsgesellschaften von Winter greift den in der Besteuerungspraxis häufig beschriebenen Aspekt der Doppelansässigkeit von Kapitalgesellschaften auf. Die Bedeutung des Themas für die internationale Steuergestaltungsberatung macht die Arbeit damit für Steuerpraktiker interessant. Zugleich leistet Winter mit den fundiert belegten Ausführungen einen wichtigen Beitrag für den Stand der Forschung.
Die steuerliche Behandlung von Scheinauslandsgesellschaften
Eine Untersuchung zur doppelansässigen Kapitalgesellschaft
Winter
Hardcover, 197 Seiten
Dissertation, erschienen 2013 im Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-631-64067-8