Kontext:
Die Bankbranche befindet sich seit Jahren in einem dramatischen Umbruch, welcher in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Rationalisierungsbestrebungen und Automatisierung geprägt war. Diese Entwicklung wurde zudem geprägt vom Kundenwunsch nach Bankgeschäften rund um die Uhr. Folge war die Verbreitung von Geldausgabeautomaten und SB-Geschäftsstellen. In den folgenden Jahren verstärkte sich der Trend zum Online-Banking bzw. Online Brokerage begleitet vom Erfolg der Direktbanken. Eine weitere Stufe der Entwicklung vollzieht sich aktuell durch die Verbreitung der Smart-Phones und der steigenden Beliebtheit von Finanz-Communities und sozialen Netzwerke in breiten Bevölkerungsschichten. Die Auswirkungen sind vermutlich noch nicht abschließend beurteilbar. Sie könnten aber massiv sein mit Auswirkungen auf die Geschäftsstrategien der Banken, der Produktpolitik, den Vertrieb und vielleicht sogar der Existenz ganzer Bankengruppen.
Inhalt:
Das Buch Banking 2.0 von Stefanie Hüthing beschäftigt sich mit der Zukunft des Bankgeschäftes und stellt die Auswirkungen des technischen Fortschritts im Bereich Telekommunikation und des Internets auf das Marketing im Bankgeschäft sowie die Auswirkungen auf die klassische Bankfiliale dar. Die zahlreichen (oft englischen) Fachbegriffe werden von den Autoren verständlich erklärt und erleichtern dem Leser so den Einstieg in das Thema.
Das Buch gliedert sich in vier Kapitel. Im ersten Kapitel wird die Frage aufgeworfen, wie Banking im Jahr 2030 ablaufen wird. Die Autoren schildern einen möglichen weitreichenden Umbau des Bankensystems (Trennbankensystem, neue Ratingverfahren, Digitalisierung der Bankgeschäfte in der EU), die Verbreitung von Vermittlungsportalen und Honorarberatung sowie das Auftreten von neuen Akteuren im Bankenmarkt. Anschaulich werden diese Entwicklungen am Beispiel des Alltagslebens einer fiktiven Privatperson im Jahr 2030 illustriert. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen zur Bankfiliale der Zukunft. Sie wird laut den Autoren nicht gänzlich an Bedeutung verlieren, sondern sich vielmehr in ihrer Funktion verändern (als Anknüpfungspunkt für persönliche Kommunikation).
Im zweiten Kapitel gehen die Verfasser sehr ausführlich auf den künftigen Mix der (Vertriebs-) Kanäle der Banken ein. Die Autoren gehen von einer Integration der Kanäle aus, wozu auch die Präsenz in Social Media gehört. Darüber hinaus werden verschiedene Optionen für die Filiale der Zukunft dargestellt (Ausdünnen, Filiale light, Aus- oder Umbau des Filialnetzes sowie das Franchising). Interviews mit verschiedenen Bankmanagern sowie die Darstellung von Best-Practise-Beispielen runden die Ausführungen zur Bankfiliale 2020 ab. Nach kürzeren Ausführungen zur Zukunft des SB-Banking gehen die Autoren auf die Nutzungsmöglichkeiten des World-Wide Web ein. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Begriffe und Strategien aus der Welt des Online-Marketings vorgestellt. Kritisch würdigen die Autoren die momentane Funktion des Online-Banking (mehr Transaktions- als Vertriebskanal). An dieser Stelle werden auch die bereits bestehenden Vorteile des elektronischen Personalausweises für den Abschluss von Online-Verträgen dargelegt. Im Anschluss weisen die Autoren auf die Chancen aber auch die verschiedenen Risiken wie etwa die Internet-Kriminalität hin, die mit dieser Entwicklung einhergehen.
Im dritten Kapitel zeigen die Autoren insbesondree in Form von Checklisten wichtige Spielregeln auf, die die Banken beim Einstieg in den Bereich Social Media beachten sollten. Nach den Autoren ist das Ignorieren des Themas keine Option. Rechtliche Aspekte, Praxisbeispiele und ein Interview mit einem Bankvorstand, der in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnimmt, runden das Kapitel ab.
Das vierte Kapitel stellt innovative Bezahlmöglichkeiten im Internet (E-Wallets) in ihren verschiedenen Ausprägungen und technischen Facetten dar. Chancen und Risiken werden anhand von Praxisbeispielen dargestellt. Ebenfalls werden Aspekte des Datenschutzes beleuchtet. Die Autoren kommen zum Schluss, dass auch im Bereich elektronischer Bezahlmöglichkeiten der Erfolg beim Kunden stark von der Personalisierung abhängt (z.B. personalisierte Kreditkarte).
Empfehlung:
Das Buch Banking 2.0, herausgegeben von Stefanie Hüthing wagt einen interessanten Ausblick in die Zukunft des Bankgeschäfts und setzt einen Schwerpunkt im Bereich Marketing. Die Autoren gehen auf Grund technischer Veränderungen und neuen Gewohnheiten von massiven Veränderungen in der Branche in den nächsten Jahren aus. Das Werk liefert aber auch Lösungsansätze wie diese Veränderungen von den Banken in ihrem Sinne genutzt werden können. Ein besonderes Augenmerk gilt einer entsprechenden Weiterentwicklung der Bankfiliale. Insgesamt ist das Buch für alle Entscheider in Banken, insbesondere in Filialbanken wie etwa Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen sowie für Mitarbeiter im Bereich Marketing von Interesse.
Buch Banking 2.0
Hüthing (Hrsg.)
Softcover, 205 Seiten
2. Auflage, erschienen 2013 im Springer Gabler Verlag, Wiesbaden
ISBN: 978-3-658-00739-3